3.Gebärdensprachfestival
12.10.1996

12.10.1996 im Haus der Kulturen der Welt,
John-Foster-Dulles-Allee 10, Berlin-Tiergarten

Moderator: Thomas Zander

Gewinner der Goldenen Hand 1996:
Manfred Mertz (Karlsruhe)

2. Platz: Matthias Mauersberger (Leipzig)
3. Platz: Heidrun Barth (Berlin)

 

1996  Teilnahme an dem Deutschen Gebärdensprachfestival 

in Berlin, Entgegennahme  der „Goldene Hand“ (1.Platz)

 

Leidensweg der Gehörlosen  

Hier ist den Inhaltstext meiner „Goldene Hand“ (1.Platz) an dem Deutschen Gebärdensprachfestival in Berlin. Das war 1996:

Vor dem Schlaf ein DGS-Buch lesen. Darin stehen alle bestehenden DGS-Erfahrungsmöglichkeiten auf der ganzen Welt.

Zu später Stunde wird das Licht ausgeschaltet. Blick durch das Fenster, wie der Mond untergeht. Nun schläft man und der Traum kommt. Schwitzen.

Traum 1:

Die Soldaten sitzen im LKW, sehen das Haus und blenden das Licht mit dem Scheinwerfer direkt auf das Haus.

Traum 2:

Ich stehe auf wegen Unwohlsein und mache das Fenster auf. Das Licht blendet ins Gesicht und der Soldat kommt auf mich zu. Dann schaut er im Raum um und findet das Buch „DGS“. Der Soldat fragt mich, ob das ein DGS-Buch ist?

Ja, sage ich.

Daraufhin pfeift der Soldaten noch 2 andere Soldaten hinauf und sie wiederum schleppen mich zum LKW. Ich werde regelrecht ins LKW reingeschmissen. Die Tür geht zu.

Ich fühle, dass das LKW fährt. Ich halte mich an irgendetwas fest und sehe zu, wie es rast und an die Bäume vorbei fährt.

Durch den Rückfenster sehe ich die Soldaten fahren. Der Soldatfahrer sieht mich im Rückspiegel und schließt den Rückfenster zu. Dann hält er an und macht die Tür auf, holt mich raus.

Ich schaue mich um und lese das Schild „Taubstumm“, sehe, wie die Leute an der Schlange stehen. Ich beobachte die Leute noch genauer und stelle fest, doch viele zu kennen. Plötzlich sehe ich Feuer und frage mich, warum es brennt. Alle DGS-Bücher müssen verbrannt werden.

Der Soldat sagt, ich soll mich anstellen. Langsam geht es vorwärts. Ich frage jemanden, was da vorgeht und warum man das macht. Die Antwort ist nur: CI und Sterilisation.

Ich sehe genauer, wie der Arzt die GL behandelt – wie am Fließband. Nun komme ich dran. Man macht mit mir genau wie mit den anderen auch.

Schwitzen.

Das Klingellicht geht an und ich wache auf. Oh, es war nur ein Traum, was bin ich glücklich. Ich kontrolliere, ob ich es wirklich bin. Nun kann ich nicht mehr weiter schlafen und nehme mir das Buch „DGS“ zur Hand und lese weiter.

Einige Auszüge aus dem DGS-Buch:

-     früher wurden die Babies nach der Geburt, bei Feststellung auf Taubheit,  sofort „weg geworfen“

-     viel später nimmt die Gehörlosenwelt ihre Probleme in Kauf: Arbeit, Befehle ausführen etc.

-     dann trifft sich die hörende Welt in Mailand zu einem Kongress

-     Diskussion für die Anerkennung der Gebärdensprache

-     Gebärdensprache wird doch nicht anerkannt, dafür die Oralismus

-     Die GL-Welt ist enttäuscht, obwohl sie schon selbständig ist

-     Bisher keine Probleme mit der Kommunikation, plötzlich müssen die Hände weg

-     Oralismus ist im Kommen

-     In der Schule bekommen alle Schüler Kopfhörer

-     Lehrer machen Tests mit Musiktöne

-     Schüler erschrecken sich durch die lauten Geräusche, verstehen aber nichts

-     Lehrer überlegen gemeinsam

-     Dann werden die Gehörlosen aggressiver und wütender

-     Die Gehörlosen schließen sich zusammen und machen eine Demonstration „Gebärdensprache muss anerkannt werden“

-     Kampf mit DGS-Fahne

-     Gehörlose Kinder fragen bei der Demo gehörlose Erwachsenen, warum sie das machen?

-     Nun wünschen sich die Kinder in der Schule Unterricht mit Gebärdensprache

-     Einsicht im BGB (Bürgerliches Gesetzbuch)

-     Leider kein Eintrag!

-     Nun sehen sich die Erwachsenen die süßen Kinder an und bekommen Mitleid mit ihnen

-     Die Kinder sind traurig und leiden unter seelischen Störungen

 

 

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