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08. - 15. Juli 1999 - München
Rückblick:
Brücke oder Steg?

"Kulturbrücke 1999" im Gasteig 
Text/Fotos: Ullmann
Während die Vorstandsmitglieder des Deutschen Gehörlosenbundes sich die Kulturtage noch in ihrer Fantasie ausmalten, veranstaltete der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. im Gasteig die "Kulturbrücke". Im Gegensatz zu den Kulturtagen sollten nicht nur Gehörlose, sondern auch Hörende angesprochen werden. Denn bis jetzt ist die Welt der Hörgeschädigten immer noch ein weitgehend unbekanntes Gebiet.

Hinter der Bezeichnung "Kulturbrücke" steht der Versuch, beide Kulturen zu verbinden. Die Erwartungen der Veranstalter wurden zum Teil erfüllt: Tatsächlich besuchten Hörende die "Kulturbrücke", doch nur wenige gehörlose Gäste zeigten Interesse an der Veranstaltung.

 

Kulturtage im Miniformat
Claudia Göpperl organisierte mit Hilfe einer gehörlosen Freundin ein umfangreiches Programm. Eigentlich war anfangs nur eine kleine Bilderausstellung geplant. Doch es kam eines zum anderen. Zum Schluss wurde aus der Fotogalerie mit Hilfe des Landesverbandes eine dreitägige Veranstaltung - die "Kulturbrücke". Am ersten Abend war Eröffnung, Tanja Bierschneider übernahm die Moderation und stellte Künstler sowie Veranstalter dem Publikum vor. Über das Wochenende wurden Filme wie "Strana Gluchich" (Russland, 1998) und "Im Land der Stille" (Frankreich, 1992) vorgeführt. Nach dem Film "Jenseits der Stille" (Deutschland, 1996) bestand die Möglichkeit zu einem Gespräch mit Regisseurin Caroline Link. Das Tanztheater am Sonntagnachmittag war ausverkauft, die Gruppe "La Troupe Pele Mele" bestand aus hörgeschädigten und hörenden Darstellern. Deren aufwendig inszeniertes Stück "Faust" brachte die Zuschauer zum Grübeln. Für die kleinen Gäste wurde auch gesorgt: Malen, Spielen, Filme, Erzählungen und eine Hüpfburg. Bizarr: Manchmal waren die hörenden Kids alleine unter sich, kein einziges gehörloses Kind war anwesend.

Die Veranstaltung hinterliess beim hörenden Publikum tiefe Eindrücke.
Viele Hörende hatten noch nie eine Veranstaltung dieser Art gesehen. Sie waren bisher kaum mit Gehörlosen in Kontakt gekommen. Claudia Göpperl wollte beide Welten mit ihrer "Kulturbrücke" verbinden. Nur schade, dass kaum Öffentlichkeitsarbeit geleistet wurde. Man muss aber bedenken, dass die "Kulturbrücke" von einer Person durchgeführt wurde und nur wenige Freiwillige mitgeholfen haben. Das Besondere aber: Der Eintritt zu der Ausstellung war frei. Nur für einige Filmvorführungen wurden 8 Mark verlangt und für das Theaterstück "Faust" mussten 18 Mark gezahlt werden. Beim "grossen Bruder" der Kulturbrücke, den Kulturtagen 2001, konnten schnell Beträge in dreistelliger Höhe fällig werden. Ungeklärt bleibt die Frage, warum nur wenige Gehörlose aus Bayern die kleine aber sehr gut organisierte Veranstaltung besucht haben. Bleibt nur zu hoffen, dass mehr Kulturbrücken errichtet werden - Stege gibt es schliesslich genug.
Selbst ist die Frau. Die Veranstaltung wurde von Claudia Göpperl (mitte) organisiert. Neben der freiberuflichen Photographin stehen Dolmetscherin Rita Wangemann (links) und Moderatorin Tanja Bierschneider (rechts). Das Pflichtprogramm. Rebecca Vollath trägt ein Ständchen in Gebärdensprache vor.

 
Immerhin. Etwa 50 Zuschauer verfolgten die Eröffnungsansprachen. Darf nicht fehlen. Manfred Mertz bei der Ausübung seiner Leidenschaft. Die Bilder von Manfred waren im Foyer zu bewundern.
Öl und Acryl. Kunstausstellung von Manfred Mertz. Ist jemand im Hause? Kaum Gäste - unvorstellbar bei den Kulturtagen 2001.

Künstlern: Robert Bisl, MM, David Bloch und Albert Fischer